Leben mit Gott - Briefe zum christlichen Glauben

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3. Februar 2007

Jesus fordert die Seinen auf, täglich das Kreuz anzunehmen. So manches Mal heißt das, zu tragen, was nicht zu ändern ist. Es heißt aber oft genug auch, die Mühe und Last anzunehmen, um zu ändern, was geändert werden kann: In einem Internetbrief vom 12.10.99 beschrieb ich ein Kreuz, das durch Auffinden eines Kompromisses gemildert werden konnte und hier und jetzt und für die neue (andere) Zukunft Früchte tragen kann: Den Traum, den ich in diesem Internetbrief beschrieb erlebte ich Jahre zuvor. In diesem Traum sah ich meine Nähecke: Zusammen mit meinem Mann hatten wir allerlei Behelfe eingerichtet, daß ich trotz starker Rückenschmerzen doch mit der Nähmaschine nähen konnte. Es war nämlich deutlich geworden, bei üblicher, normaler Nähhaltung vor der Maschine (vor allem bei Treten der Motorpedale mit dem Fuß) wurden jedesmal die Beschwerden schlimmer. Nach viel Probieren fanden wir brauchbare Abhilfe. Aber ein ordentlicher, korrekter Nähplatz war das nicht mehr. Für das Auge, für das Aussehen des Wohnraums, mußten Abstriche hingenommen werden, Im Traum sah ich diese Kompromisse und ich hörte folgende Worte: "Nur Solches wird nicht zerstört." Ich erfaßte: Für die neue Zukunft gilt dieser Beleg des Annehmens vom Kreuz.

In einer Einrichtung der Stadt können Gebrauchtmöbel abgegeben werden und dann wieder (zum Teil nach Ausbesserungen durch ehemals als Schreiner Beschäftigte) verkauft werden. Dort kauften wir manches kleinere Möbelstück ,um den mäßigen Wohnraum so gut es geht auszunutzen. Dabei gab es manches Teil, das wohl von nicht sehr reichen Leuten selbst gezimmert oder selbst verbessert wurde. Mit diesen Leuten fühlte ich mich verwandt. Und ich spürte, daß der Trend zu Prunk zur Protzigkeit zu tun hat mit Habgier. Es geht nicht darum die Freude an Schönem zu verderben. Vor (wegen) einem Umzug wurde ein größerer Schrank gebraucht. Mein Mann und ich hatten in einem Schaufenster eine sehr schöne Schrankwand gesehen. Mir ging auch die Farbe, die Holzart (Kirsche) sehr nahe. Das Wohnzimmer, das meine früh verstorbene Mutter in die Ehe mitbrachte war aus diesem Holz. Wir schlossen den Kaufvertrag ab, das Möbelstück sollte bis zum Umzug noch im Schaufenster stehen. Während der Wohnungssuche in einer anderen Stadt reifte in uns der Entschluß eine Wohnung zu kaufen und nicht wie zuerst vorgesehen wie bisher in einer Mietwohnung zu wohnen. Wir hatten durch den Beruf meines Mannes schon zweimal den Wohnort wechseln müssen. In einem Fall war mein Mann der einzige unter etwa gleichalten Kollegen, der kein Wohneigentum hatte. Es war in diesem Kreis selbstverständlich, daß anläßlich einer. Rationalisierung er es war, der seinen Platz frei machte und sich in eine andere Stadt versetzen ließ. Das hieß einmal auch Verlust meiner Arbeitsstelle. Ich war zwar beurlaubt, hatte aber vor, zur rechten Zeit wieder in den Beruf zurückzukehren. Und: unsere Kinder sollten in ein zwei Jahren nicht durch erneuten Ortswechsel die Schulen wechseln müssen. Wir wollten es also wagen, trotz nicht geringer finanzieller Anfangsbelastung eine Wohnung zu kaufen. Wir rechneten aus, daß der Kauf der neuen Schrankwand so gar nicht zu unserem geänderten Plan paßt. Es kam uns die bevorstehende Hochzeit meiner Schwester zu Hilfe. Wir konnten den Kaufvertrag rückgängig machen, weil sie in diesem Möbelhaus ihr Schlafzimmer kaufte.

Nachträglich kommt es mir jetzt noch so vor, als ob wir diese schöne Schrankwand besitzen, weil wir sie für Wichtigeres hergaben, losließen. Wir kauften dann einen gebrauchten Wohnzimmerschrank. Er eignete sich durch einen Aufbau aus gleichfarbenenem Holzregalen zu einer Schrankwand. Zwei Reihen Bücherregal verhalfen dem Schrank zu einer gefälligen Höhe. Es konnten dazwischen hübsche Gegenstände die zwei Buchreihen auflockern.

Beim Kauf dieses Schrankes konnten wir sehen, wie die angefangene protzige Einrichtung nach weiterem Protz verlangt. Es standen in dem Wohnzimmer dieser Leute offensichtlich neu angeschaffte protzige Polstermöbel. Daneben sah der an und für sich gefällige Schrank gar nicht gut aus. Weil wir diesen Schrank nicht in Regensburg und Umgebung kauften, erlaube ich mir zu sagen, die Polstermöbel paßten wirklich gut zum Namen der Leute, sie hießen Kraftschick.

Im Brief vom 12.10.99 schrieb ich von unserer Entscheidung (Schrankwand, Wohnungskauf usw) nichts, ich beschrieb aber die Annahme des Kompromisses als eine Konsequenz der Annahme des Kreuzes. Ich schrieb auch davon, daß das Annehmen einer neuen Zeit zu tun hat mit der Annahme der neuen Maße. Dazu brachte ich ein biblisches Beispiel: Die Bibel berichtet vom Prunk des ersten Tempels (erbaut von Salomo). Der zweite Tempel hatte schon etwas von neuen Maßen. Damals freuten sich die einen laut über das nach Gottes Maßen gelungene Werk (bei der Einweihung des zweiten Tempels) und die anderen, die Älteren weinten laut, weil sie die Pracht des ersten Tempels noch kannten. Für mich ist darin ein Hinweis, nicht Menschen unnötig erst in frühere Maße rein zu führen, sondern wo immer es geht, jetzt sinnvolle Maße erleben zu lassen, so wird der Genuß rechter Maße leichter möglich .

 

5. Februar 2007

Heute hörte ich kurz vor 8Uhr im Radio "Gedanken zum Tag" Immer wieder erlebe ich, daß bestimmte Themen in den Medien bereits Tage zuvor in mir vorbereitet wurden. Mir war in den vergangenen Tagen durch das Fernsehen erneut bewußt geworden, wie riesengroß die Menge der Menschen sind. Dabei dachte ich: Und jeder Einzelne ist von Gott ernst genommen und jeder hat genau wie ich Erwartungen und Sehnsüchte. Es wurde mir klar, nur wenigen von ihnen soll ich helfen, sinngemäß: Meine Möglichkeiten sind so begrenzt, daß wohl oft nur einzelnen helfen kann. Es sind also im Sinne von Jesu Gleichnis oft nur wenige meine Nächsten . Wichtig ist , diese nicht zu übersehen, sie nicht zu verpassen.

Die Gedanken zum Tag waren Worte des Dalei Lama. Er forderte eigenen Verzicht für die Vielen.

Nun erinnere ich an meine Aussagen vom 3.2.07 Jetzt sage ich es so: Wer fällige Korrekturen der Maße nicht versäumt, kann ohne schleches Gewissen geniesen. Der Dalei Lama sagt zwar, das Verzichten des Einzelnen für die Vielen mache glücklich. Mich macht maßvoller Genuß glücklich. Eigenes Begehren nach solch "gewöhnlichem" Glück paßt nicht zum Buddhismus. Jetzt gebe ich preis, welch andere Grundeinstellung mir mit Hilfe des Kirchenliedes "Ich will dich lieben meine Stärke",bewußt wurde. Mit dem Satz: "Ich will dich lieben mit dem Werke und immer währender Begier" erfaßte ich, daß ein Irrtum oder ein Mißverständnis tatsächlich Aufschluß über mein Denken bringen kann: In meinem Verständnis lautete der Satz nämlich sinngemäß: Ich will dich lieben, auch während des Begehrens. Mir fällt dazu ein einfaches Beispiel ein: Längere Zeit hatte ich das Bestreben (das Begehren): Immer wieder einmal sollten die Wohnräume durch Heimtextilien anders eingekleidet werden. Wann immer es ging hielt ich Ausschau nach gefälligen, preiswerten Angeboten. Bevor ich einen Kauf abschloß, horchte ich nach innen, ob es recht ist, nach innen horchen, heißt konkret nach Gott fragen, heißt Gehorsam (das ist eine Beleg der Liebe) mitten im Begehren. Weil das für mich selbstverständlich geworden war, (nicht nur bei meinem Hobby Heimtextilien) konnte dann auch das klare Nein (der Verzicht!) zur rechten Zeit gelingen. Ein Traum half mir das "bis jetzt so, ab jetzt anders" zu erfassen: In diesem Traum war ich in einem Einkaufszentrum, wie immer wollte ich nebenbei nach Dekorationsstoffen sehen. Mehrfach hatte ich billige Restposten mit dem gleichen Mustern in verschiedenen Dekogeschäften entdeckt, sodaß ich mit einigem Nähgeschick einen ganzen Raum neu "einkleiden" konnte. In diesem Traum öffnete ich im oberen Stock eines Geschäfts die Türe, da packte mich von innen eine kalte starke Hand (es war nur der Arm zu sehen), um mich rein zu ziehen. Nur mit letzter Kraft konnte ich mich losreißen. Das Ganze geschah im Donaueinkaufszentrum. Diese Türe im oberen Stock gab es seinerzeit im Geschäft "Völkel" in der Innenstadt. In diesem Geschäft wurden im 1.Stock Kleidung angeboten (meist fehlerhafte Stücke, darunter auch Markenware mit Fehlern).Im oberen Stock gab es Berge von Stoffen für Bettwäsche und Reststücken von Vorhangstoffen. In diesem Raum war oft kein Verkaufspersonal. Wenn man etwas ausgesucht hatte, ging man zum Bezahlen in den unteren Stock.

Den Traum, indem man mich mit Gewalt "reinziehen" wollte verstand ich sofort als Warnung. Etwas, was bisher in meinem Leben seinen Platz hatte, wird ab jetzt dann zur Falle, wenn ich nicht lerne zu verzichten. Der Warntraum war so deutlich, daß die Einsicht in die Notwendigkeit des Verzichts schnell da war.

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