Leben mit Gott - Briefe zum christlichen Glauben

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11. Dezember 2008

Es wird gesagt, Rituale und Traditionen helfen einem stabilen inneren Gleichgewicht.

Ab wann muß von einer Erstarrung gesprochen werden? Wenn das Neue von Gott nicht mehr durchkommen kann. Wenn statt dessen Pseudo- Neues hofiert wird. Und die altreichen und die neureichen Gruppen einander beistehen, sich gegen das von Gott kommende verbünden. Kürzlich erlebte ich die Computeransage: "Das Programm reagiert nicht!"

 

 

24. Dezember 2008

Kürzlich sagte eine Frau zu mir: "Leid ist da, es muß also getragen werden." Ich dachte: So kann man es auch sehen.

Daß Folgen von Schuld helfen können, ja sogar helfen müssen, ein verkehrtes Tun als verkehrt einzusehen das ist eine Tatsache. Manchmal ist es unbegreiflich, wie lange Menschen bei schlimmem Tun davon ausgehen, daß sie edel hilfreich und gut gehandelt haben. : "Das Programm reagiert nicht!" In der Schrift wird berichtet, dass verstockte Väter (in einer Art Unterweltraum versammelt) durch das gute Beispiel ihrer Kinder zur Umkehr bewegt werden können .

Vor Wochen berichtete ich, dass ich meinem verstorbenen Vater gerne helfen würde, aus seinen Verstocktheiten herauszukommen. Dabei wandte ich mich nicht an ihn, den Verstorbenen, sondern ausschließlich an Gott. Er soll entscheiden (ob und wie). Einem Bruder berichtete ich das, auch, weil ich ihn (er ist Arzt) um stärkere Schmerzmittel bat. Spontan sagte ich: Gott nahm mein Angebot, min Gebet, ernst. Als ich vor einigen Wochen im Internet davon sprach, welche Probleme mein krankes Knie und die grausame Unruhe in den Beinen nach sich ziehen wird, übertrieb ich nicht. Sogar die Venenprobleme (der offene Vorderfuß) tragen zu den zu ertragenden schlimmen Schmerzen bei. Ich sag jetzt nicht, ich wisse, dass es um meinen Vater geht. Eines erfasse ich: Jesus entlässt die Seinen nicht aus dem Erlösungsgeschehen. Als ein Apostel Jesus anbietet, mit ihm in den Tod zu gehen, fragt Jesus ihn: Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Es klang das Nein durch. Doch dann fügt Jesus hinzu: Ihr werdet ihn trinken.

 

 

27. Dezember 2008-12-27

Heute hörte ich im Radio, dass der Papst dazu aufrief, den Egoismus zurückzudrängen. In der vergangenen Woche war der Kardinal Lehmann im Mainzer Dom zu sehen: Heute dachte ich beim Hören des Aufrufs an ihn. Betroffen dachte ich: Niemand macht mir weis, dass dieser gescheite Mann nicht die schlimmen Glaubensentscheide der Kirche durchschaut. Und doch bleibt er feige "bei der Stange" Ist das Selbstlosigkeit?

Unabhängig davon, für wen ich am Leidenskelch mitdrinken soll, es ist folgenschwer , sich an schlimmen Entscheiden (z.B.widerspruchslos das Dogma von der Unfehlbarkeit mitzutragen.) zu beteiligen. Das lehrt mich mein sühnendes Leiden. Warum ist nicht wenigen Lehramts Männern die erste Treue zu Christus so wenig wert und die Treue zu schlimmen Entscheiden wird kaum als folgenschweres Ärgernis angesehen. Ein Kreis von "Gehirngewaschen" greift nach der Rolle der Gottesbevormundung.

Man wird mich fragen, wo denn mein Glaube an den Gott sei, der Gnade vor Recht ergehen lasse. Ohne diesen Glauben müsste wohl so mancher Mensch verzweifeln. Und doch haben wir Menschen kein Recht Gottes Souveränität anzugreifen, wenn er Mittragen der Sündenfolgen (gerade in Einzelfällen) von seinen Jüngern erwartet.

 

8. Januar 2009

An Dreikönig predigte im Radio eine Frau über Weisheit. Sie gab gute Hinweise, wie man selbst die Sehnsucht nach Weisheit stärken kann. Sie kam auch darauf zu sprechen, dass es Menschen gibt, die nicht "Extraübungen" machen, sondern mitten im Leben horchend auf Gottes

Impulse (hoffend auf Gottes Nähe, so drücke ich das aus) Weisheit erleben. Ihre anderen Vorschläge habe ich in mancher Lebensphase gelebt . Und ich bin froh über diese Stufen, ohne zu behaupten, ich hätte im Leben genug nach Gott und seiner Weisheit gesucht. Es gab jedoch die Zeiten, in denen mir regelrecht die Sehnsucht nach Gott und seiner Weisheit von Gott geschenkt wurden. Daß ich auf die Bewältigung meiner jetzigen Herausforderung nicht stolz sein kann, geht aus meiner Aussage meinem Mann gegenüber hervor: Ich sagte "Ich bin kein guter Mensch, sonst hätte ich diese und jene Sache besser bewältigt."

Was ich heute sagen will, ist: Die konkreten Belastungen meiner momentanen Behinderung sind zur Zeit so "lebenszeitfressend", dass meine einzige Chance darin besteht, mitten im konkreten Leben, Gottes Weisheit zu erhoffen.

An einem Beispiel werde ich aufzeigen, dass das Annehmen meiner Situation auch Weisheit braucht: An Weihnachten wünschte ich mir die CD "der Messias" (Händel). Als unsere Kinder noch klein waren , erlebte ich mich am Vorabend einer Reise total erschöpft. Kurz wollte ich mich erholen. Bis heute weiß ich nicht, woher ich dabei dieses "Tröste" von Händel hatte ( Radio?,Tonband).Es war ein einmaliges Erholungserebnis. Am Weihnachtsabend hatten wir Besuch. Mehr als Hintergrundmusik konnte an diesem Abend nicht sein. Am 2.Weihnachtstag war das tiefe Neuerleben möglich. Dazu musste ich alleine sein. Heute dachte ich: Eigentlich möchte ich dieses" Tröste" auch mitten im Alltag erleben. Während ich meine offene Forderfußwunde reinigte und versorgte, hörte ich die CD. Immer wieder hörte ich Einzelheiten, die ich bisher noch nicht wahrgenommen hatte. Ich verübelte es mir nicht, wenn plötzlich sich mitten drin weltliche Vorhaben sich einschlichen und von mir rasch notiert wurden .Bevor ich diesen "Alltagsversuch" startete , dachte ich. Diese CD sollte ich nicht anhören, wenn gerade die Versuchung zur Bitterkeit da ist.

 

 

12. Januar 2009

Alle menschengemachte Behauptungen (Dogmen) über Heiliges sind ein Ärgernis. Die Spitze dieser Ärgernisse ist die vermessene Aussage, der Papst sei unfehlbar in Glaubensdingen. Wie verroht ist das Gespür für Gottes Anspruch, dass ein Lehramt samt abhängiger Laienschar eigentlich all das in Ordnung findet. Als ich eben zu schreiben beginnen wollte, lautete einer der letzten Fernsehsätze so: "Das ist ein Mangel an Vernunft, der kriminell ist." Spürt keiner mehr etwas vom Satz: "Wer ist wie Gott?"!

Es ist nicht leicht, ein Gespür für den Unterschied zwischen Heiligem und Pseudo Heiligem zu lernen. Es ist verlockend, ganz natürliche Religiosität für das Eigentliche zu halten. Umgekehrt wird gerne: Abgehobenes, intellektuelles Gerede als besonders glaubwürdig bestaunt.

Es gibt keinen anderen Weg als horchend in den Ereignissen des Lebens auf Gottes Stimme zu horchen und alles, was Jesus seinen Zeugen mitteilte ernst zu nehmen.

Es kamen Phasen in meinem "reiferen"Leben, in denen ich mir eingestehen musste:"früher war mein Bezug zu Gott lebendiger". Es gab dann jedoch auch die Einsicht: Gott findet neue Wege zu mir. Wichtig war jedoch in mir eine auf Gott wartende Haltung. Manches Mal musste ich an biblische Ereignisse denken: Israel hatte sich von Gott entfernt, in einer existentiellen Not "schrien sie nach Gott!" Die Menschen erkannten, wer alleine rettend ist. Ich erkannte auch, dass Gott mir oft Hilfen über Menschen sandte. Der neu belebte Bezug zu Gott half mir auch, den Bezug zu Menschen zu beleben.

Leider hörte ich nur noch wenige Worte eines Fernseh Interviews des Nachfolgers von Kardinal Lehmann. ES wurde gesagt, er wolle dran bleiben am Blick nach vorne. Wenn ich richtig hörte, war das vor allem ein Zurück zu den Anfängen. Wie wichtig alles war, was Christus anfing. Es gibt aber auch Jesu Absicht, Das von ihm Angelegte weiter in seinem Geist zu entfalten. Wer das übergeht stört das lebendige Leben mit Gott.

"Vom verdorbenen und vom guten Sauerteig" von Sieglinde Jehle
Nähere Informationen zum Buch und Leseproben finden Sie unter: www.sieglinde-jehle.de