13. September 2013


Heute wollte ich mich für die Texte des kommenden Sonntags vorbereiten. Ich verwende dazu das Meßbuch 2013, Lesejahr C. Auf Seite 778 lese ich: „Zur 2. Lesung: Unwissen schützt vor Strafe nicht. Ist das beim Unglauben anders? Dem Unwissen kann man abhelfen, indem man sich informiert. Dem Unglauben kann man nicht selbst abhelfen, weil es Gnade ist, zum Glauben zu kommen. Der Mensch kann sich seinen Glauben nicht machen... Glaube und Gnade ist nichts, auf das man hinarbeiten kann.“

Zum Evangelium dieses Sonntags wird vorbereitend gesagt: „Heute erscheint es uns so, als müsse der Herr jedem Einzelnen von uns nachlaufen, weil wir uns alle mit dem Glauben schwertun. Ist das gerechtfertigt? Nehmen wir uns nicht zu ernst, wenn wir fordern, der Herr möge sich doch selbst um uns kümmern? Stehen wir auf, kehren wir um und gehen dem Herrn entgegen.“

Der Glaubenssatz: „Nur aus Gnade“ verführt manchen Christen zur Bequemlichkeit, manche sogar zu einer unverschämten Gleichgültigkeit. Immerhin ging Jesus auch davon aus, daß es zu seiner Sendung gehörte, Schuld aufzudecken. Warum brauche ich lebenslange Bereitschaft zur Umkehr? Weil sonst die Gefahr besteht, daß man schleichend zum Unglauben abrutscht.

Bei der großen Freude, daß alles Geschenk von Gott ist, kommt mir mancher Eifer so vor, als liege es Gott daran, daß seine Geschöpfe, also die Menschen, ja kein bißchen Einsatz selbst erbringen. Im 1. Brief des Apostels Paulus an Timotius (Tim.1,2) sagt er: „Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen.“ Natürlich war sein Anfang Gnade. Daß auch Sehnsucht nach Gott Gnade ist, ändert wohl nichts daran, daß Gott einem Menchen, der zunächst bloß natürliche Sehnsucht hat, gerne diesem Menschen entgegenkommt. Dazu wird es wohl andere Analogien geben. Und doch kann ich auch die besondere Freude des Hirten über das verlorene Schaf nachvollziehen. Ich möchte nur nicht, daß aus dem Satz „Glaube ist Geschenk“ der Versuch gemacht wird, eine Bevormundung Gottes über die Vielfalt seiner Wege zu konstruieren.


Ich hörte einmal in einer Fernseh-Kamin-Gesprächsrunde die Aussage: „Wir wissen nicht, ob wir Mythos und Religion loskriegen.“ Offensichtlich war sich die Runde einig, daß Religion unvernünftig sei, denn einer sagte nach dieser Aussage „Wir brauchen vernünftige Formen von Wirtschaft, von Technik, von...“ Einer erwiderte dann „Die schlimmste Form der Religion ist, wenn der Mensch seine eigenen Mittel vergöttlicht.“ Ich dachte, der weiß gar nicht, daß er das Problem ansprach: menschengemachte Religion. Das ist der Grund, daß ich ernsthaft nach der Unterscheidung suchte, was in der Schrift prophetische (gültige von Gott kommende) Aussage ist und was von Menschen Gemachtes (Gedachtes) in die Schrift kam. Außerdem wollte ich erfassen, was Gott vorläufig und vorbereitend regelte und was er dann durch seinen Sohn so mitteilte, wie er es von Anfang an plante. Um das Gültige aus der Schrift zu erfassen, mußte ich lernen, Gottes Signale nüchtern und wachsam in der Jetztzeit zu sehen.

Beim Lesen in meinem Buch „Damit das Salz seine Kraft nicht verliert“ wurde ich auf Seite 100 an eine Fernsehsendung erinnert, in der ein Kabarettist berichtete, er habe einen Roman geschrieben, weil es ihn schon immer interessiert habe, wieso es nach den „beiden Erlösern“ Jesus und Mohammed mehr Gewalt gegeben habe als früher. Der Romanschreiber nannte eine sehr große Zahl an Wanderpredigern (4000), die es zur Zeit Jesu gegeben haben soll (im Heiligen Land). Jesus sei einer der Vielen gewesen. Und weil den drei Machthabern (Herodes, Pilatus, Hohepriester) diese Masse an Wanderpredigern über den Kopf wuchs, haben sie an Jesus ein Exempel statuiert. In der Talkshow war man sich einig, daß man das Buch lesen muß.

In Jesu Name steckt die Verheißung: Gott ist Hilfe, Gott bietet jedem, der ernsthaft auf ihn setzt (ihm also vertraut) seine helfende Nähe an. Ich hörte mehrfach die Aussage: „Niemand steht allein. In der Not helfen Menschen einander.“ Ich hörte aber auch sagen, daß man zwar gemeinsam scherzt, wenn dann aber die Tür hinter einem zu ist, ist einem oft genug so gar nicht nach Scherzen zumute.